Nichts mehr zu verlieren?

Unter dem Eindruck des tragischen Tötungsdeliktes von Corinne Rey-Bellet wird vor allem nach psychologischen Erklärungen gesucht. Dabei wird auch die Frage aufgeworfen, weshalb wir ausgerechnet in der Schweiz eine derartige Häufung von Beziehungsdelikten feststellen müssen und diese Delikte erst noch meist von Männern begangen werden.

Ohne hier eine solche Tat rechtfertigen oder beschönigen zu wollen, müssten doch die Umstände, in denen sich ein Mann vor, während und nach der Trennung befindet, näher durchleuchtet und aufgrund dieser Analyse nach Lösungen gesucht werden.

Ist es nicht so, dass ein normal verdienender Mann bei einer Trennung vor einem absoluten Scherbenhaufen steht? Finanziell hat ein Mann aufgrund der heutigen Gesetzgebung zum Schutze der Frau kaum mehr Aussicht darauf, nochmals eine Existenz in einer neuen Familie aufzubauen. Zudem wird, meist ebenfalls mit Unterstützung der Behörden, der Umgang mit den eigenen Kindern so stark eingeschränkt oder gar unterbunden, dass ein Mann durchaus in eine ziemlich tiefe Depression verfallen kann. Ist es da verwunderlich, wenn ein Mann nur noch den Ausweg der rohen Gewalt sieht? Zu verlieren hat er ja meist nichts mehr.

Wenn wir also an dem Umstand, dass in der Schweiz übermässig viele Beziehungsdelikte passieren, etwas ändern wollen, müssen wir die heutige Gesetzgebung ändern. Der geschiedene Mann muss dabei sowohl in finanzieller Hinsicht als auch im Umgang mit den Kindern besser gestellt werden. Hier könnte nur schon die Aufhebung der absoluten Trennung zwischen den finanziellen Verpflichtungen im Scheidungsurteil und den Rechten im Umgang mit den Kindern (z. B. die Möglichkeit der Alimentenzahlung auf ein Sperrkonto bei Nichteinhaltung der Besuchsrechtsvereinbarungen analog dem Mietrecht) das Deliktpotenzial wesentlich entschärfen.

In diesem Sinne sind wir alle dazu aufgerufen, im Umgang mit Ex-Partnern unsere eigenen Befindlichkeiten auch zum Wohle der Kinder hinten anzustellen und mitzuhelfen, das geltende Rechtsgefüge wieder in ein vernünftiges Lot zu bringen.