Vom Vater zum Zahlvater

Leserbrief: «Keine Lust auf Kinder?», 2.5.06

Konsum, Egoismus, keine Abstriche zugunsten einer Familie sind sicher die Hauptgründe, dass die Geburtenraten in der Schweiz und in Europa weiterhin rückläufig sind. Jedoch darf im besonderen Fall der Schweiz nicht ausser Betracht gelassen werden, dass es für Männer kaum Gründe gibt, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Von den heutigen Vätern wird erwartet, dass sie sich intensiv um die Kinder kümmern, was die modernen Väter auch sehr gerne tun. Allerdings wird von ihnen in vielen Fällen immer noch erwartet, dass sie die Hauptlast für das Einkommen tragen; ein Einkommen, das den heutigen Lebensstandard erhalten und erweitern kann.

Scheitert eine Ehe, erhält die Mutter nach wie vor in den meisten Fällen das Sorge- und Obhutsrecht für die Kinder. Der Vater wird aus der Familie ausgestossen, zahlt Alimente für die Kinder sowie für die Mutter als Entgelt für die Betreuung seiner Kinder. Dabei wird nicht geprüft, ob der Vater allenfalls Betreuungsaufgaben übernehmen möchte. Die Hauptleidtragenden dieser erzkonservativen Schweizer Gesetze sind nebst den Zahlvätern natürlich die Kinder, welchen der Vater abhanden kommt und welche damit die Grundlage der sich entwickelnden vaterlosen Gesellschaft bilden.

Nebst den eingangs erwähnten Gründen ist es aus Rücksicht auf zukünftige Kinder aus der Sicht der Männer nur verständlich, wenn sie zum Kinderglück Nein sagen. Der Schmerz für Kinder und Väter durch die absehbare Trennung ist zu gross. Ein funktionierendes, den gängigen Lebensgewohnheiten angepasstes Gesetz, nämlich die gemeinsame elterliche Sorge als Regelfall (unabhängig des Zivilstandes) würde vielleicht Besserung bringen.