Jugendgewalt: Die vergessenen Eltern

Die kantonalen Kriminalstatistiken, die dieser Tage publiziert werden, zeigen fast alle dasselbe Bild: Keine generelle Zunahme der Delikte mehr, aber weiterhin steigende Jugendkriminalität. Muss der Begriff «Agglomerationsgemeinde» demnächst auch bei uns mit «Banlieue» übersetzt werden?

Haben wir also Grund, uns vor unserer Jugend zu fürchten? Richtig ist eher, dass die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft generell zugenommen hat. Nicht zuletzt, weil inzwischen so viele Menschen aus Kulturen unter uns leben, «die Gewalt weniger tabuisiert haben als wir,» wie der Jugendpsychologe Allan Guggenbühl sagt. Betroffen von der hohen Gewaltbereitschaft meist männlicher ausländischer Jugendlicher sind aber vor allem Jugendliche selbst: Immer häufiger werden Jugendliche zu Opfern Jugendlicher – einer der Gründe, weshalb Kriminologen auch die Dunkelziffer wachsen sehen. Neben zerrütteten Familien – im Klartext: den fehlenden Vätern – nennen Experten vor allem Integrationsprobleme als Gründe dieser Entwicklung. Die Schläger stammen oft aus überforderten Immigranten-Elternhäusern und sind selber noch nicht in der schweizerischen Gesellschaft angekommen, ja, hier oft nicht wirklich erwünscht.

Doppelt allein gelassen mit dem Problem solcher Jugendlicher sind damit vor allem die Immigranten-Eltern. Ihnen fehlt fast alles, was eine erfolgreiche Erziehung braucht: Verständnis für die neue Umgebung, die Fähigkeit, Ziele und Grenzen zu setzen. Solange sie nicht besser zum Erziehen befähigt werden, nützen Jugendarbeiter herzlich wenig.